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Kleine Nachtmusik - Sneaky - 29.01.2007 Kleine Nachtmusik I. ES KOMMT DIE NACHT UND MIT IHR VIELE TRÄUME, aus Zeiten, als Magie noch vie bewog, als Yggdrasil noch blühte, Baum der Bäume, das Herz der Welt noch schlug in Tir na Nog. Da kreisten Drachen in Indigosphären auf Schwingen von Kristall und Malachit, es gab noch Raum für Sphinxen und Chimären als Allvater durch Midgards Lande schritt. Die Meere donnerten mit Urgewalten, an Klippen, die bis zu den Sternen ragten als Leitern für die weisesten der Alten, die ihre Träume noch zu leben wagten. Sag, bist du Kind genug noch, um zu fliegen? Dann komm, lass uns die Regenbogen biegen. II DIE SÌCH VOR TAGESLICHT GERN SCHEU VERSTECKEN sind keine Wesen, die den Blutrausch leben, nach Satans Bibel schwarze Messen geben das gibt es –lächel- hier nicht zu entdecken. Das Spiel geht anders, lass Dich nicht erschrecken von dunklen Tönen, die hier Muster weben die du nicht hörst im grauen Alltagsstreben jedoch, mag sein, in Dir, lass dich erwecken. Vielleicht auch nicht, das liegt allein an deinen Gedanken die in deinem Kopf sich drehen sich rekeln, schnurren, zerren an den Leinen? Im Dunkeln kann man vieles anders sehen, so lass als Gast der Nacht die Sonne scheinen, grad wie sie will, und lass dich anders gehen. III KÜHL FÄLLT DAS LICHT AUF MONDBETAUTE BÄUME dringt durch den dichten grauen Staub der Stunden als keine Zeit blieb für die stillen Träume, in denen Tage schrumpfen zu Sekunden. Jetzt kannst du dich in tiefe Wälder denken als Eule lautlos durch das Dunkel gleiten dir einen Freiflug durch die Stille schenken mit Baumbart trinken auf die alten Zeiten. Zuviel davon macht dich zum Lotusesser, zuwenig lässt dich innerlich erstarren, das rechte Maß von allem ist viel besser, das Traumpferd passt auch vor den Eselkarren. Doch zieht es Lasten ohne je zu rennen, wirst du dein Spiegelbild bald nicht mehr kennen. IV DER WALD ERWACHT; WIRFT AB DIE TAGESDECKEN aus Sägen, Äxten und Motorenlärmen, ein anderes Vibrieren, Brummen, Strecken erhebt sich tief aus hungrigen Gedärmen. Stakkato hämmern alle Stroboskope, im Takt der Trommeln kreischen die Gitarren, das Schwermetall jagt heiße Isotope durch alle Jäger, die nach Beute starren. Ein beißendes Parfüm aus Rauch und Hitze, betäubt die Nase und erweckt die Sinne der Schweiß läuft salzig-süß in jede Ritze, im Netz der Töne bist du Fliege, Spinne. Und füllt dich die Musik bis an zum Platzen, spürt deine Haut die Katzenaugen kratzen. V. DAS SANFTE MURMELN EINER KLEINEN QUELLE weckt den Gedanken an ein fernes Leben, das michts gedrängt hat, fort, gen Land zu streben in schwüle Luft und gnadenlose Helle. Wir haben an der letzten hohen Welle das Schuppenkleid wie achtlos aufgegeben doch wenn im Mondsog sich die Tiden heben, zieht`s uns an diese längst vergess`ne Stelle. Wir hören fern das Lied der Wale klingen, als Quasimodo tauchen wir in Tiefen, mit Flaschenbuckeln, die uns näher bringen zu einer Welt, in der wir einmal schliefen, und deren Wiegenlied wir wieder singen bei einem Tauchgang in Korallenriffen. VI IM SONNENLICHT KAUM MEHR ALS LEISES RAUSCHEN, erzählt des Nachts der Klang der Meereswellen, vom Leben in den Wassern- ich will tauschen, verwandelt sein und wie die Robben bellen. Als Albatros durch raue Stürme jagen, dem Meer verwandt, doch König in den Winden den Flug genießen ohne groß zu fragen, wie heut und morgen uns die Stunden finden. Ist dir das Leben in den Riffen lieber, gibt’s Platz für Dich in den Korallenwänden, dort bist du sicher vor dem Wanderfieber, behütet von Seeanemonenhänden, als Muschel, die um Sand Perlmutter schichtet, den Traum beschreibt und anderen berichtet. VII KLINGT MACHTVOLL WIE DIE STÄRKSTEN WASSERFÄLLE der Ruf von Riten und Initiaten, aus alter Zeit, von großen Heldentaten, dann zieh sie an die Bären-, Pantherfelle. Versenk Dich in die Märchen, füll die Stelle, den Platz am Feuer mit dem Eberbraten, erzähle und hör zu beim Rätselraten das Auge auf der Stirn erstrahlt in Helle. Das eine Axiom, das alle kennen, ist in das Muster dieser Welt gewoben, dass das, was wir real und wirklich nennen nicht alles sein muss, Suchende geloben Verzicht auf Spiel, auf Hasten und auf Rennen, und finden Wege innen und nach Oben? VIII DEM RUF DER DUNKLEN NYMPHE GEH ICH LAUSCHEN, die Todesfee hat schon nach mir gegriffen, mein Platz ist mir gesichert, ich kann tauschen, das Messer liegt bereit, ist gut geschliffen. Doch hilft`s mir nicht mit Stahl nach Schmerz zu suchen, der sitzt zu tief für diese schnöden Klingen, so schneide ich mit Worten, kann nur fluchen, den Dämon immer wieder niederringen. Ich hab das Wort „verzeihen“ nie gefunden für mich ist das zu fremd in meinem Leben das brachte mir zwar manche schwarzen Stunden, doch bin ich viel zu stur um aufzugeben. Ich werd nicht freiwillig ins Dunkel gehen, solang ich jammern kann, kann ich auch stehen. IX DER WIND WEHT STREICHELND ÜBER GRAS UND BLÄTTER genauso weht er über Mausoleen, in denen wir die toten Freunde sehen, anstatt den Einband für verfaulte Bretter. Der Wind hat auch das letzte Allah, Retter mit sich genommen, wo wir heute gehen, sah man vor kurzem noch zwei Türme stehen, der Wind des Glaubens brachte schwarze Wetter. Wir säen Wind, die Ernte ist nur Sturm an jedem Tag in allzu vielen Taten, wir graben Löcher, finden nur den Wurm, gekrümmt, zerstückelt von dem schweren Spaten. Die Wetterglocke schwingt hoch oben im Turm, für wen, für was, hat der Wind nicht verraten. X. ER SPIELT AUF FLÖTEN AUS LEBEND`GEM HOLZ; vom Stamm, der einst auf Golgotha gestanden, hat er es abgeschnitten voller Stolz die Flöte spielt seitdem in allen Landen. Wen wird der Klang zum Rattenfänger machen, was wird uns seine Art zu pfeifen sagen, wird Nero zu dem Schein der Feuer lachen, die heißer brennen als in seinen Tagen? Die blutgetränkte Flöte lockt die Ratten, aus allen Löchern kommen sie gekrochen, und folgen blind bis in den Fluss der Schatten, dort wird die Melodie jäh abgebrochen. Die Flöte sucht sich einen neuen Bläser wir rufen Ave, Heil, heben die Gläser. XI NICHT NUR DAS TAGESLICHT BRINGT SCHÖNES WETTER, nicht nur die Nacht hat zauberhafte Bilder, die Dämmerung ist beiden Zeiten Vetter, sie kühlt die Hitze, macht das Dunkel milder. Sie ist nur Übergang und nicht von Dauer, doch liegt in ihrer Flüchtigkeit ein Glanz der Freude bringt und mit ihr leise Schauer, hier lädt Vergänglichkeit Dich ein zum Tanz. Nur den Moment genießen in dem Wissen dass nichts für ewig halten wird, am Morgen der Hauch des Schönen schnell verweht, zerrissen doch darum soll sich jetzt ein and`rer sorgen. Es ist noch hell, doch nicht mehr brütend heiß, und Nacht schon, doch nicht alles schwarz und weiß XII DIE SILBERNACHT STRAHLT HELL IN BLEICHEM STOLZ dann zu Belteine, alle sind willkommen, das Frühlingsfeuer frisst das alte Holz verdorrte Last ist nun von uns genommen. Der Sprung durchs Feuer soll uns Stärke geben für Neubeginn, den jeder Frühling uns verspricht, solange wir uns immer neu erheben geht es stets weiter, hoffen wir auf Licht. So gehen wir vorwärts durch unser Leben, im Wechsel der Tage, der vielen Wochen nach vorn geht der Blick, es gibt kein ergeben der letzte Tag ist noch nicht angebrochen. Bist du aus dem Stoff für das Dunkel gemacht? Dann geh durch den Tag, bald kommt deine Nacht. XIII SIE KÜHLT DIE WUNDEN DIE DER TAG GESCHLAGEN mit seinen Forderungen nach mehr „Bringen“ die wir erfüllen, auch wenn wir uns fragen, wie lange noch wird uns der Akt gelingen? Da wächst die Sehnsucht nach den stillen Ecken, um Hara zu finden, Ruhe zu wollen den Tag zu vergessen, schnell wegzustecken wie Katzen zu dösen und einzurollen. Sie kann auch zum Flug in das Dunkel locken, durch flimmernde Lichter zum Takt der Musik, bei Wein, gutem Essen, in Kneipen zocken es gilt ja für jeden sein eig`nes Stück Glück. Was immer du willst, das kann sie dir geben sobald du dich traust, in der Nacht zu leben. XIV TRITT EIN SEI GAST IM REICH DER DUNKLEN SAGEN des Altertums, der Neuzeit, Phantasien aus 1000 und noch mehr vergang`nen Tagen, die Lampen gleich, in allen Farben glühen. Die Märchen sind mit uns, bei uns geblieben, gemalt in Höhlen vor zehntausend Jahren, hat mancher schon „es war einmal“ geschrieben, warum sich diesen Schatz nicht aufbewahren? Vermehren wir den Hort der Sagenhöhle mit unseren Gedanken und Ideen, ganz sicher kommt ne neue Kinderseele hierher um sich in Ruhe umzusehen. Sie soll hier Ihre bunte Freude haben und sich an allem was sie findet laben. XV Es kommt die Nacht und mir ihr viele Träume die scheu vor Tageslicht sich gern verstecken kühl fällt das Licht auf mondbetaute Bäume, der Wald erwacht, wirft ab die Tagesdecken. Das ferne Murmeln einer kleinen Quelle im Sonnenlicht kaum mehr als leises Rauschen klingt machtvoll wie die stärksten Wasserfälle dem Lied der dunklen Nymphe geh ich lauschen. Der Wind weht streichelnd über Gras und Blätter er spielt auf Flöten aus lebend`gem Holz, nicht nur das Tageslicht bringt schönes Wetter die Silbernacht strahlt hell in bleichem Stolz. Sie kühlt die Wunden, die der Tag geschlagen Tritt ein, sei Gast im Reich der dunklen Sagen. |