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Die Sieben In dem Tod Christi geschehene, Zeichen oder Wunder-Worte (7)
#1
Die Sieben In dem Tod Christi geschehene,
Zeichen oder Wunder-Worte



Das Erste;

die Sonn-Finsterniß


Weil die Seel- und Engel-Sonne, aller Himmel Klarheit Liecht,
der selb-selbste GOttheit-Glanz, sich mit einer Wolk bedecket:
ist es billich, daß sich auch mein betrübter Schein verstecket.
Wer wolt, wann GOtt selber leidet, sich doch hoch betrüben nicht?

der ist unwehrt meiner Strahlen, der Ihn unbetrübt anficht.
Eine neue Gnade-Sonn diese Dunkelangst, erwecket:
vor derselben Hitz und Blitz meine Brunst und Gunst nicht klecket.
keine nebelluft noch Wolke ihr beglänze unterbricht,

Ach ich kan ja einmal nicht meine Urquell sterben sehen,
daß der Edle Mund verseuffzet, der da sprach mein werden aus.
ich wähl, vor des Liechtes-Liechts, eh mein eignes, untergehen.

Ach ihr blinde Menschen, sehet eurer Sünden Greuel-Grauß,
daß ihr’ Höllen-Laster-Schwärz’ auch den GOtt.durchklärten dunkelt,
Aus der äussern eußrers Roht, eur’ Erlösuings-Sonne funkelt.


Das andre:

Des Vorhangs im Tempel Zerreissung.


Was soll ich weiter lang das Heiligste verhüllen?
hängt es doch ganz entblöst vor aller Welt allhier.
Daß allerheiligst’ Herz brennt todte von Begier,
recht zuentdecken sich, zu zeigen Gottes Willen.

Das GOtt-vereinigt Blut, läßt eher sich nit stillen,
bis es ganz ausgeschütt und halb verwässert schier.
Ach diesen weichet erst des Gnaden-Stuhles Zier.
Seht, hier den Sinn-entwurff, und dort das Werk-erfüllen!

die Göttliche Geheim, mit Dunkelheit verhängt
in manchem lebens-Bild der Vätter und Propheten,
in wahre Klarheits-Sonn’ ist aus dem Schatten tretten.

Ihr’ Unverberglichkeit hat mich nun auch zersprängt
reist alle Vorhäng weg der Falschheit, zeigt im Herzen
daß Heiligst Christi Blut, und wahrer Reue Schmerzen.


Das dritte:

Das Erd-beben.


Ey was! nit beben nur, ich solte ganz zerspringen;
den Mittelpunct mein Herz mitleidigst schütten aus.
Erschütt- und Zittern soll ich vor den starken Braus
der Seuffzer Winde, die sich aus den Hölen schwingen.

Der Stürme Schwerd mir soll durch Herz und Nieren dringen.
Die Berg verbergen auch der Wunder-Schmerzen Strauß,
und in die innerst Klufft das höchste Adler-Haus:
dieweil der Tod jetzt kam, das Leben umzubringen.

Das Wort, durch daß ich ward, der Athem, der mich schuff,
mein Seel’ und Quelle, stirbt: und ich solt nicht, erschrecken,
und zeigen Schmerz und Leid? durch Beben, ich ausruff,

daß GOtt liebt, leidt und stirbt, auf mir, in allen Ecken.
Mensch, der du auch bist erd’, erbeb auch und erschrick!
denk, was das Leben tödt, sind deine Sünden-Tück.


Das vierdte:

Die Felsen Zerreissung


Ja, wann wir Demant selbst, wir müsten krach- und brechen.
Mit nie-gefühlter Angst ein Schrecken-Knall-Strahl dringt
durch mich, daß ganz entzwei mein harter Harnisch springt.
Mein Schall, will Christi Tod in alle Welt aussprechen:

daß Er, der rechte Felß, in den die Römer steche,
den Himmel-Honig Safft, Wund-Wunder Wasser bringt,
und Felsen-stark für Euch mit Tod und Teuffel ringt,
die auf das grimmigst sich an seiner Unschuld rächen.

Was müst ihr Menschen doch vor harte Herzen haben?
hat euch gezeugt ein Schlang, ein Tyger euch gesäugt?
wir wurden zur erbarmd, ob diesem Fall, geneigt:

die Schrick sind Ewiglich die Herzenleid-Buchstaben,
gemacht in Angst und Eyl. Ach lernet doch von mir
das Herz-zersprengen auch, vor Reu, Lieb, Leid, und Gier!


Das fünffte:

Die Gräber-Eröffnung


Wir müssen offen seyn, dieweil uns aufgeschlossen
des Welt-Erlösers Tod, der unser Schlüssel ist.
Die Auferstehung sich im Grab zum Sieg-Pracht rüst,
macht Sterbend selbst dem Tod den grösten Spott und Bossen.

Der Pfeil, mit dem er ihn traff, hat ihn selbst erschossen.
Der Tod as sich zu todt am Leben, ach der List!
gar willig geben wir auch her in kurzer Frist
daß uns-vertraute Pfand, die seines Siegs genossen.

Auf! auf! ihr schlaffenden, auf! helffet Triumphiren
dem Lebens-Fürsten bald! wir machen uns schon auf.
Folgt dem Erz-Sieges-Held, wie vor im Leidens-Lauf,

jetzt in die Herrlichkeit, den Sieges-Pracht zu zieren.
Am All-erstehungs-Tag, wird unser aller Mund
euch geben all hervor, wie auch des Meeres schlund.


Das sechste:

Der Umstehenden Bekehrung


Es ist, es ist vollbracht: die Frucht ereugt sich schon.
Der Herzen-Diamant ist durch sein Blut erweichet.
Der Heilig Geist-Magnet die eisern Sinnen streichet.
Es ritzet neue Reu die Stachel-Dornen-Kron.

Man ficht ihn hier am Creutz, und glaubt Ihm dort im Thron
der hohen Göttlichkeit, daß er dem Vatter gleichet,
Er sey der Ewig GOtt, da Er doch todts verbleichet,
siht einem Würmlein gleich: man nennt ihn Gottes Sohn

O seltner Wunder-Glaub, den Fluch vor Segen schätzen,
zum selbst-verlassenen die Zuflucht nehmen noch,
sein Leben auf den Tod, Trost auf Trostlose, setzen,

und hoffen Hülff von dem, der unter seinem Joch
schier selbst verschmachtet ist. So hat es GOtt gefallen:
das alles Er erlitt’, und uns erlöst von allen.


Das siebende:

Die Seiten Eröffnung.


Mein Heiland! wird dann gar dein Heiligs Herz verwund?
Ach ja? es wird der Welt und mir zum Lebensbrunnen:
so lieb-erfüllt und mild ist Blut heraus gerunnen.
Ach wär, zufangen auf, doch meinem Mund vergunnt!

im Tod auch seine Lieb herfloß und nit verschwund:
das letzte Kalt hat ihr die Hitz nit abgewunnen:
sie ist der sterblichkeit, in seinem Tod, entrunnen.
Ach daß ich in seim Herz mich ganz verbergen kund!

mein Herz! leg dich hinein, und leb’ in deinem Leben!
ist es schon Tod itzund: es stirbet, nur zu geben
die recht’ Unsterblichkeit. Ach füll die Wunden an

mit Lieb, Lob, Preiß und Dank, und stätem Ehrerzeigen:
mit tausend-Treu und Dienst, so viel ein Mensch nur kan.
Wollst glaubend hin den Mund, sie stäts zu küssen, neigen.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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