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John Keats: Ode to a Nightingale
#2
Mein Herz krankt, schläfriges Betäuben engt
den Geist, ein Opiat, ein Schlierlingstrank
scheint mir, ist es, der meine Sinne tränkt,
mit Lethes Trauer - Nein, ich bin nicht krank
vor Neid auf all dein Glück, es ist viel mehr
das Glücksgefühl zu groß, dir nah zu sein,
dass - Baumdryade, federleicht beschwingt -
du süß singst, voll und schwer,
von grünen Birken, einem Schattenhain,
in reifem Sommer, den dein Lied mir bringt.

Was gäbe ich für einen Schluck des Weins,
von Schattenhügeln ein Äon gekühlt,
der Duft der Wiesen birgt, des Frühlingseins,
und Tanzmusik, die provencalisch spielt!
Ein Becher aus dem wahren Süden nur,
dem Quell des Pegasus , dem wahren Trank,
mit Perlenschäumen um den reichen Rund,
der säumt mit Purpurspur
die Lippen dass ich blind der Welt versank,
verging in eines Waldes Dunkel diese Stund.

Entschwinden, Lösen, das Vergessen lass,
von dem du niemals wusstest im Geäst,
von Mattheit, Fieber, allem Übermaß
der Welt, das Menschen stöhnen lässt;
dass grau man wird und zittert hochbetagt,
dass bleiche Jugend geisterhaft verstirbt
dass man am Grund des Bechers Sorgen sieht
der Mut bleischwer verzagt,
der Schönheit Glanz wie Flitterglast verdirbt.
und Liebesweh im Morgendämmern flieht.

Nur weg, von hier, Ich eile hin zu dir,
nicht das Gespann des Bacchus trägt mich her,
die Poesie trägt flügellos, ist auch bei mir
der Geist zu dumpf, zu ausgebrannt und schwer.
Und nun bei dir: Wie ist die Nacht so licht,
wenn Luna ihren Götterthron besteigt
im Sternenschleier hoch am Himmelszelt;
doch hier kennt ihr Gesicht
kein Glänzen, wenn es nicht der Himmel zeigt,
dass es durch Schatten auf die Moose fällt.

Die Blumen mir zu Füßen weiß ich nicht,
den Balsam nicht, der durch die Zweige weht,
doch trägt das Dunkel mir ins Angesicht
von jedem Duft, der mit dem Frühling geht,
von Apfelblüten, Büschen, Weiden, Gras,
von Haseln, Heideröschen, Veilchenduft,
die unter Laub verblühn in Flüchtigkeit
von Moschusrosen, nass
vom frühen Tau in morgenfrischer Luft,
dem Mückensurr'n zur Sommerabendzeit.

Verdunkelten Gemütes horche ich,
dem sanften Tod halb zugeneigt, und rief
im Vers ihn, der ihn einem Gast verglich
im Dunkel, und mein Atem war so tief;
Es scheint die beste Zeit mir, hinzugehn,
in einer Mitternacht ganz ohne Leid,
wenn sich dein Seelenlied zum Himmel schwingt,
in solchem Auferstehn,
du sängst, wärst mit dem Requiem allein
das himmelwärts, doch keinem Ohr erklingt.

Unsterblich bist du, nicht dem Tod geweiht,
wirst niemals Hungrigen die Speise sein,
dein Lied erklang wie heute Nacht zur Zeit
von Kaisern und von Gauklern, stimmte ein
als Ruth voll Tränen nach der Heimat rief,
in einer Nacht in einem fremden Land,
in dem der Himmel noch ein Fremder war,
ein Lied, das niemals schlief,
das Zauber mit sich trägt vom fernen Strand
von Tir na Nog, verloren, voll Gefahr.

Verloren! Geisterhell erklingt das Wort,
das glockengleich mich wieder weckt in mir,
leb wohl, die Phantasie trägt mich nicht fort,
sie spielt den Elf, doch Trug ist ihr Revier.
Lebt wohl, Lebt wohl, das Klagelied steigt auf
Wohl über Wiesen , Weiden, stillem Tann
Die Hügel an und birgt sich nach und nach
In eines Tals Verlauf:
Wars eine Vision, ein Schlaf ein Bann?
Das Lied ist aus. Und träum ich? Bin ich wach?
Never sigh for a better world it`s already composed, played and told
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RE: John Keats: Ode to a Nightingale - von Sneaky - 17.02.2015, 12:42

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