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Miranda
#1
Miranda
Nach Benedetto Rubini


In bel corpo anima bella

O wundervolles Weib!
O Wesen ohne Fehle!
O allerschönste Seele
Im allerschönsten Leib!


Erste Abtheilung
Sonette


. . . . . . . . .
Da stets die Liebe, wie vor Gott, sich neiget,
Mit heiliger Scheu vor ihrem Gegenstande.
Platen


I.

Es leuchtet in der stillen Seele mir
Ein Bild so schön, so zart, so lieb, wie keines;
Es ist der Abglanz deines Rosenscheines,
Es ist das Abbild deiner reinen Zier.

Welch eine Seele grüßet uns aus ihr,
Bescheinigend ein göttlich Ungemeines!
Wie weckt sie mir des seligsten Vereines
Tiefinnerliche, glühende Begier!

Vergebne Sehnsucht! Diese süße Pracht,
Nie labt sie mich mit ihren Blüthenlenzen;
Nie sinkst du mir an die entzückte Brust.

Denn wer versöhnte jene rohe Macht,
Die, starr und kalt und grausam ohne Grenzen,
Jedwede Wonne wandelt in Verlust!


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
II.

Und doch - was hemmte dich, mir wohlzuwollen,
Was, mir unendlich wohlzuthun sogar?
Die Liebe bangt vor keinerlei Gefahr,
Was auch ob ihrem Haupt für Donner rollen.

Viel düstere Momente werden grollen;
Wir werden leiden - das ist offenbar;
Doch immer wird ein treuvereintes Paar
Sich seine stillen Huldigungen zollen.

Du bist mir hold; dein sanftes Auge spricht
Von einer Neigung, einer himmelsüßen,
Die blühend auf in deinem Herzen bricht.

O laß sie mich mit Jubelklang begrüßen!
Nicht welk' er unberührt zu deinen Füßen,
Der schöne Kranz, den dir die Liebe flicht!
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#3
III.

Ein Strahl der allerreinsten Gottesmilde
Beleuchtete der Erde dunkle Gau'n;
Da wurdest du, holdseligste der Frau'n,
Die Blume ward der irdischen Gefilde.

Er, der sich hinter einem Wolkenschilde
Verborgen hielt; um Geister zu erbau'n,
Der hehre Strahl, er giebt sich uns zu schau'n,
Vermenschlichet in deinem süßen Bilde.

O theures Weib! Was Leben ist und Sein,
Wie himmlisch ächte Frauenhuld, erfuhr,
Nur wem du liebend deinen Mund geboten.

Ihm pranget in erstorbnen Wüstenei'n
Ein Paradies, ihm blüht die Winterflur;
Die Uebrigen gehören zu den Todten.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#4
IV.

Ich lebe, denn ich sog von deinem Munde
Das Leben ein - o welch ein Augenblick!
Hinweggehaucht war jedes Mißgeschick,
Geheilt im Innern jede tiefste Wunde;

Das Siegel aufgedrückt war einem Bunde,
Der mich umschnürt mit ew'ger Reize Strick -
Ich danke dieser Stunde hohes Glück
Dir noch dereinst in meiner Todesstunde.

Ja, Liebste, wenn die letzte Kraft versiegt,
Wenn mir die Pulse, die lebend'gen, stehen,
Wenn alles Andre wirr und dunkel mir:

Auch dann noch wird in diesen Traum gewiegt
Die Seele sein, auch dann noch werd' ich flehen
Um einen Blick, um einen Laut von dir.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#5
V.

Schon trieben unsrer Liebe Blüthensprossen,
Schon warst du mir das wonnevollste Gut;
Da weckte mir noch eine tiefre Gluth
Die Thräne, welche deinem Aug' entflossen.

Denn deine tiefste Seele mir erschlossen,
Das hast du erst durch jene heil'ge Fluth,
Die du um ihn, der allzu frühe ruht
Vom Erdenkampf, den besten Mann vergossen.

O dieser Mann! Wofern ein still Gebiet
Von Geistern ist, und er dich weinen sieht,
So kann es einen Glücklichern nicht geben.

Denn solch ein Opfer wird ihm dargebracht,
Nachdem er hingegangen in die Nacht,
Er, der dein Gott gewesen ist im Leben.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#6
VI.

Habt ihr jenes Auge geseh'n,
Ganz gebildet aus Lebensgeist?
Hafis


Schau' ich hinein in deiner Augen Glanz,
Den wunderreinen, seelenvollen, süßen -
Ich wähne, daß mich Gottes Engel grüßen;
Entzücken bin ich, Andacht, Liebe ganz.

Nie hat sich in der Schönheit Blüthenkranz
Mir diese stille Zauberkraft bewiesen;
Nie, meine tiefste Seelenlust zu büßen,
Vergaß ich so der Stunde raschen Tanz.

Es lobe sich ein Andrer jede Lust,
Die heiße Sinne sich auf falscher Spur
Mit Gold und List erkaufen und erbeuten -

Ihn peiniget die Oede seiner Brust
Im Hochgenuß; ich fühle, blick' ich nur
In's Auge dir, des Himmels Seligkeiten.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#7
VII.

Lieb' ist immer erstgeboren; sie ist ewig ein einziger
Moment; Zeit ist ihr nichts; sie ist nicht in der Zeit,
da sie ewig ist; sie ist kurz, die Liebe; Ewigkeit ist
eine himmlische Kürze.
Bettina


Das Ewige nach dem Begriff der Menge
Ist, was sich endlos dehnet in der Zeit -
Doch welch ein Zerrbild nur der Ewigkeit,
Das sich den Werth der ächten nie erränge!

Denn die so heißet in des Wortes Strenge,
Ein göttlich Eines ist sie, durch den Streit
Von Nah und Fern nicht mit sich selbst entzweit,
Reich ohne Maß selbst in der engsten Enge.

In diese selige Tiefe führest du
Die Seele mir, die ohne Rast und Ruh',
Bis sie das Unaussprechliche gewonnen.

Gefühle giebst du, die, der Zeit zum Hohn,
Eintauchen in die reine Region,
Wo wir in Licht, wo wir in Gott zerronnen.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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