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Preis Jesu
#51
51.

Alsbals krähte der Hahn.


Sankt Peter saß im Hof am kohlenbecken
Und hörte die Gefangenschaft erörtern.
Mit rauher Kehle groben Bauernwörtern
Hielt es ihm schwer die Herkunft zu verdecken.

Wohin mit sich? Er kam nicht aus dem Schrecken.
Drin, im Palast, der Heiland zwischen Mördern:
"Du da - dich wird man an die Luft befördern -"
Drauf kam die Magd und mußte ihn entdecken.

Hinunter sank die braune Jüngertreue -
Die feige Furcht beherrscht die Oberfläche:
Sankt Peter leugnete ein Mal und zwei -

Da regt sich das Erlösende: die Reue.
Ein drittes Mal noch zappelte die Schwäche.
Dann brach es auf. Es scholl der Hahnenschrei.
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#52
52.

Der römische Hauptmann.


Ein unwahrscheinlich, ein verschämtes sagen:
Er habe in der römischen Garnison
Jerusalems die deutsche Legion
Gelegen in den welthistorischen Tagen.

Das Kriegsvolk, jene Knechte, die da lagen
Und würfelten, des Abends Donnerdrohn,
Gedeutet nach dem Heldengöttersohn,
Verlocken, die Vermutung auszutragen:

Wie wundersam, daß wirklich ein Germane
Zuerst umwälzende Bedeutung ahne:

Des ärmsten Delinquenten letztes Leiden
Sei Sonnenaufgang für die Welt der Heiden.

-"Dieser fürwahr ist Gottes Sohn gewesen."
Die Judenbibel hat er nie gelesen.
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#53
53.

Es ward eine Finsternis über das Land.


Ihm stand zeitlebens die Natur zur Seite.
Nun hat sie Ihm sein Sterben treu umrändert.
Mit Himmelszeichen seinen Tod bebändert,
Bis schwarze Finsternis das Bahrtuch spreite.

Die Zionsflur gibt Ihm das Gramgeleite
Und fühlt auf einmal selber sich verändert -
Sie dorrt und lischt und stirbt. Ringsum geländert
Von toter Nacht wird solchen Grabes Breite.

O Liebe - du und Sonnenglut sind eins.
Natur und Geist sind eins. Unendlich Feuer,
Wie kannst du sterben wollen fahlen Scheins!

O Brüder, ihr bezahlt den Haß zu teuer.
Schämt ihr euch nicht des fühlenden Gesteins?
Die Sonne und der Heiland sind ja Euer.
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#54
54.

Tod am Kreuz.


Mit kurzem, lautem Ton Sein Geist entfloh.
Erstickend hing Er an dem Marterpfahl.
Verlor er das Bewußtsein in der Qual?
Aufs höchste eine Stunde hing er so.

Fünf Stellen stehn geschrieben bibelwo:
Nothelfer - Kleiderteilung, Würfelwahl -
Der Essigschwamm - verstummtes, duldend kahl
Geschornes Schaf - Spott und Verachtung roh - -

Es mußte sein. Die Heilige Schrift gebeuts.
Ihr lebte Er. ihr starb Er noch zu Dank.
Die Seinen grübelten und lasen nach.

Daß so in Schimpf ihr Herr zusammensank,
Der Urgemeinde blieb es eine Schmach.
Erst Paulus zimmerte dem Heil das KREUZ.
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#55
55.

Trauer.

Zwiespalt der Klage: eine grell und fraulich -
Ergreifend Wichtigtun und Händeringen -
Zusammenbruch und Muttergeiz-Bezwingen
Im Ohnmachtsanfall - fühlerisch erbaulich.

Die andre war ein wichtig Tun - vertraulich.
Mannhafte Anordnung: zur Ruh Ihn bringen!
Entschluß, bedroht vom sicheren Mißlingen,
Gedieh zur Handlung anspruchslos anschaulich.

- - Die, der vom Kreuz ein Dolch den Busen stieß,
Gebärerin, die dann ihr Schmerz erhob,
Die künftige Himmelskönigin - Maria.

- - Der wie sein Vater hieß. Im Garten schob
Der Gruft den Stein er weg vom Felsverließ:
Joseph, der Ratsherr von Arimathia.
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#56
56.

Im Lichte Platons.


Griechen kamen, Reisende, herbei,
Als das Stadtgespräch mit blutigem Hohn
Des gepfählten Schächers Passion
Fremden Gästen brachte ins Geschrei.

Die Befragten äußerten sich frei
- "Aller Götter höchster sein Patron?
Diese Einbildung ist nun verflohn.
Menschlich Urteil lautet: Narretei.

"Sokrates - in allem - war mehr Manns,
Der aus Fatum nicht sich Riemen schnitt.
Als Er Schierling trank, war Er erhaben.

"Jüdisch fromme Grübelsucht ersanns.
Kinderhafte Schönheit - die hier litt!
Noch der Untergang verrät den Knaben."
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#57
57.

Ostern.


Vergänglich ist erbauliche Legende.
Durchlebtes Leiden, wars im Geist erlitten,
Durch die Jahrtausende ist es hindurchgeschritten
Und nimmer schreitet es den Gang zu Ende.

Die leuchtende Gestalt ragt an der Wende,
Der zeitenschwangern, aller Bräuch und Sitten
Und wächst und schwillt empor nun erst inmitten
Der Menschenwelt in wundersamer Blende.

Die Ihn vor Kaiphas und Pilatus luden,
Nachdem sie Ihn umgarnt mit Hinterlisten -
Holbein und Bach stehn auf, zu konterfeien.

Für oder wider ihn sind die Parteien:
Gekreuzigt worden ist Er von den Juden.
Vom Grab erstanden ist Er nur den Christen.
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#58
58.

Die Heiligen.


Soll uns nicht ein solcher Anblick rühren,
Wie das Jesushäuflein ihn uns bietet.
Die ihr in den Strom des Heils gerietet,
Müßt, entzündet, rings die Gluten schüren.

Der Erhöhte trat aus Riegeltürwen,
Aß in Minne, da ihr Fische brietet.
Das Geheimnis, nageldicht vernietet,
Drang nach Botschaft mußt es euch entführen.

Geist wird Luft! Die Kirche keusche Braut!
Züngelnd lallt ihr, da die Seelen gären.
Inbrunst kommt zu Gute dem Geringsten.

Umgeborenen Leibes Taufehaut,
Wort- und speisereiner Mund verklären
Arme Güte feierlich an Pfingsten.
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#59
59.

Urchristentum.


Des Glaubens Urzeit war, als wie bei Kindern
Sich das Gefühl abspielte musikalisch,
Das Bild beleuchtet war rotbunt bengalisch,
Um scharfen Sinn gedämpft herabzumindern.

Traum anstatt Tat! Nicht ätzen, sondern indern!
Was anders denn? Die Welt ist infernalisch!
So tat sich auf, ein wenig theatralisch,
Der Heilsverein, um Brunft und Mord zu hindern.

Heut lebt noch so der Bettelmönch, der Russe -
Wie zu der Zeit des dritten Innozenzen
Der heilge Franz und Alexander Rewski.

Die Seele rahmt in gläubigem Ergusse
Den Klarverstand in weiche Schimmergrenzen.
Wer schildert das? Wo bist du, Dostojewski?
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#60
60.

Jüngerschaft.


Israels Weltanspruch scheint nicht zu trügen,
Hat Moses Volk die erdherrschaft verheißen.
Jerusalems befreite Kuppeln gleißen -
Die Weissagungen strafen sich nicht Lügen.

Die Quadern werden sich zum Tempel fügen,
Das Post und Ante Christum sich verschweißen.
Von Kreuz und Grab die Hohenpriester reißen
Die Seidenfahnen aus den Ritterzügen.

Es recken sich berüchtigte Idole -
Das goldne Kalb, der Saft vom geilen Mohne.
Der Tanz der Macht beschwingt leichtfertige Sohle.

Verarmt und darbend in der Geisteszone
Erschaffen wir die ewigen Symbole,
Gesegnet und erfüllt vom Menschensohne.
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#61
61.

Reformation


Was schmückt ihr Paulus mit den fremden Federn?
Der Heiland offenbarte: SOLA FIDE.
Er sang es zart im reinen Glaubensliede,
Begeistert wandelnd unter alten Zedern.

Bei Paulus schon geschrumpft und etwas ledern -
es wäre wert, daß man das deutlich schiede -
Ursprünglich klang aus Jesu Mund der Friede
Der Heiligung und Liebe für Jedwedern.

Holt Ihn herüber aus dem Glast der Tropen!
Entfacht in Heimlichkeit den mürben Zunder!
Spinnt an zu Schnur und Webung Faserwerg!

Gebt uns den Abendländern, gebt Europen
Reich, Geist und Freiheit! Heute täte Wunder
Der Hammerschlag ans Tor zu Wittenberg!

31. Oktober 1917.
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