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Die Gedichte von Trennung
#1
Ich bin nur Staubkorn – riesig ragt die Nacht.
Mein Weg treibt durch Laternen und viel Stein.
Als ich von Menschen wollt’ verlassen sein,
Hab ich es mir nicht als so groß gedacht.

Ich kann nun nichts von alledem erreichen,
Was gar nicht fern man redet und man lacht.
Nur Nacht wird lang um meine Wangen streichen,
Bis ich mich Einsamen nach Haus gebracht.

Ich werd in ein entferntes Bett mich legen
Und wissen, daß ich schied, bestimmt bedrückt
Von dem, was ich verließ, doch nicht vergaß,

Und dennoch fühlen dies als einen Segen:
Es war doch überviel, was ich besaß,
Was nun die Nacht der Stunden mir entrückt.
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#2
Ich gehe zwischen Gärten jetzt, in Straßen,
Wo Abend ward, und nichts sich sehr bewegt,
Feind dieser Menschen, die mich nicht vergaßen.
Baumlaub erduftet, Glocke klopfend schlägt.

Ich, dessen Stimme, Nähe und Gestalt
Sie früh entzünden konnte und betören,
Geh fern – es dämmert tief – verhüllt, umwallt,
Wissend: wir werden oft noch von uns hören.

Den ihr verleumdetet, der euch verstößt,
Euch nicht mehr achten darf, weiß wohl: ihm war
Einst du der Freund und du einst seine Frau.

Ein Engelsschatten steht, das Schwert entblößt,
Wache zu halten vor verbotnem Bau,
Dem nicht ein Frühling winket durch das Jahr.
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#3
Du Angehörige hassender Partei!
Mit Mut auf einst errungner Stirn Geschmückte!
Geh Wege heil, scheinbar nicht unbeglückte:
Dein Herz ist dennoch grauer als das Blei.

Ich war nur schweigsam, wollte nicht dich strafen.
Als ich dich dumpfer Zukunft überließ,
Dacht ich der ganzen Nächte aus Türkis,
Da meine Lippen dich auf lange trafen.

Aus Silber war ich, wie ich von dir ging.
Längst lächelnd birgt doch die Erinnerung alles:
Die letzte Nacht, Küsse und Abschiedswink.

Du Angehörige hassender Partei!
Heb nur dein Herz, das schwerer ist als Blei!
Geh Straßen hart und denk unsres Zerfalles
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#4
„Then you’ll remember me...”
Arthur Kronfeld in Freundschaft gewidmet


Der Stadt verhängtes Geländ
Ist wolken-stumm und verwaist,
Vielleicht, daß euch Regen umbrennt
Und auf Straßen in Stücke zerreißt –

War Wehmut groß in mir zumeist?
Vielleicht, daß jemand mich nennt,
Wie Musik in Cafes ihn umkreist,
Ihn des Sommers umraunt und umrennt –

November: ein Spuk, welcher gellt
Und die schwarzen Straßen verstellt
In giftiger Gebäude Welt –

Um Verse von mir wissen Huren
Schon heut, mit geträumten Figuren
Und kostend vieles Geld.
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#5
Wenn Tags auch über uns die Jahre brennen,
Ein Abend kommt, uns beiden zu verzeihn...
Da wir erfahren, daß nich niemals trennen,
Die sich vermählten, ehe sie allein...

Und da wir fast die alten Namen nennen...
Warum bist du nicht mein, ich nicht mehr dein?
Wenn Tags auch über uns die Jahre brennen,
Ein Abend kommt, uns beiden zu verzeihn.

Der Himmel, eine große Glocke oben,
Tönt immer und unhörbar seinen Ruf.
Und wieder ist mir nah dein Angesicht.

Wir sind diesmal so weit herausgehoben,
Daß uns nicht findet, was uns Trennung schuf,
Und was uns damals traf, nicht zu uns spricht.
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