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Die vier Jahreszeiten
#1
Wir sind es, die ausziehn stets zu vieren,
Und reichen freundlich immer uns die Hände,
Daß, wie das Jahr sich hin und her auch wende,
Wir seinen Lauf mit unsern Gaben zieren.

Wir streun dir Blüthen, sie zum Schmuck zu kühren,
Wir sonnen dir mit warmem Licht die Wände,
Wir bieten Früchte dir zur reichen Spende,
Wir bahnen Wege, dich im Flug zu führen.

Und siehe doch, des Menschen eignes Leben
Wir wollen es dir vor die Augen malen;
Du kannst es abgebildet in uns selbst erblicken.

So woll’ uns denn die Hand zum Gruße geben,
Und warmen Dank uns allen gern bezahlen,
kann mancher auch vor andern dich entzücken.
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#2
Frühling

wenn du erscheinst, erwachet die Natur,
Die Lüfte dehnen sich mit leichtem Wallen,
Die muntern Bächlein blitzen in Kristallen,
Und drüber glänzt der Himmel im Azur.

Das junge Grün schmückt lieblich Wald und Flur,
Der Vögel Lieder lauten Klangs erschallen,
Aus Büschen flöten süße Nachtigallen,
Und überall lacht deine goldne Spur.

Die Maienglöckchen läßt du helle sprießen,
Und Maienglöcklein läßt du helle sprießen,
Und auf den saftgen, hellbethauten Wiesen
Die Schlüsselblumen sich zum Schmuck ergießen.

Und manches Veilchen, duftend zum Entzücken,
Manch holdes Röschen läßt du blühend pflücken,
Dem Freund es grüßend in die Hand zu drücken.
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#3
Sommer

Wie sollt’ ich dich, o Sommer, hoch nicht preisen,
Der strahlst du mir im sonnenhellen Schimmer,
Mir beutst zur Lust die schönsten Blumen immer,
Die violetten, rothen, gelben, weißen!

Du lockest mich, hin auf das Land zu reisen;
Wenn fächelt in dem sonngebranntem Zimmer
Die Schläfe mir ein kühles Lüftchen nimmer,
Entführst du mich der Stadt, der staubgen, heißen.

Du labest mich aus deinen offnen Bronnen,
Du kühlest mich an deines Bächleins Wellen,
Du sonnest mich an deinen Morgensonnen.

Den frischen Thau läßt du mir perlend träufen,
Zum süßen Saft die jungen Reben schwellen,
Die goldnen Ähren zu der Erndte reifen.
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#4
Herbst

Komm, reicher Herbst, entbiet uns deine Gaben,
Laß süße Frucht uns von den Zweigen heben,
Reich uns den Saft der edlen, goldnen Reben,
Die Lippen uns am jungen Wein zu laben.

Was wir an Sorgen auf dem Herzen haben,
Nun, da sich regt ein frohbewegtes Leben,
Die Hände sich zum warmen Gruße geben,
Laß still es uns in deinen Schooß begraben.

Wie lockend willst du rings uns Alles malen,
Wenn sich die Blätter gelben, lieblich röthen,
Und blitzen drauf der Sonne goldne Strahlen!

Und wie zum Scheidegruß, um dann zu schweigen,
Will noch ein Vöglein süße Lieder flöten,
Sich wiegend auf den letzten Laubeszweigen.
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#5
Winter

Sei, Winter, sei mit deinen eisgen Schwingen,
Die spannst du fröhlich, laut von uns erhoben,
Wenn du, in deiner Kunst dich zu erproben,
Frostblumen an die Scheiben willst uns bringen.

Komm, laß uns fröhlich traute Lieder singen
Am stillen Heerd, wenn draußen Stürme toben,
Laß uns des Feuers heimlich Knistern loben,
Wenn Eisesarme Wald und Flur umschlingen.

Komm, führ im Flug uns gleich den schnellen Winden,
Führ lustig uns auf schneegebahnten Wegen,
Und laß die hellen Schlittenglöcklein läuten.

Komm, laß am Abend froh zusamm uns finden
Beim Lampenschein, bis wir zum schlaf uns legen,
Am Morgen uns manch süßen Traum zu deuten.
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