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Landhäuschen
#1
I.

Will mir einmal ein schmuckes Häuschen bauen,
Wie heller Thau ins grüne Thal gegossen,
Wo darf ich froh, im Herzen unverdrossen
Hoch über mir die stolzen Berge schauen.

Soll lieblich dort mir jeder Morgen thauen,
Sei jeder Abend still von mir genossen,
Und jedes Gräslein, grünem Schooß entsprossen,
Jed Blümlein, duftend, soll mich dort erbauen.

O heimlich Leben an der Alpen Pforten,
O trautes Weilen in des Thales Schatten,
O frisches Athmen in des Waldes Kühlen!

Seis lustger dir an lärmerfüllten Orten,
Ich will mich gern der süßen Stille gatten,
Weit, weit hinweg von lauten Tagsgewühlen.
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#2
II.

Mein Gärtchen will ich mir am Häuschen loben,
Wo duften mir die schönen Herbstesrosen,
Wo Pflaumen reifen, weiche Aprikosen,
Der manche sei mir von dem Zweig gehoben.

Derweil ich sie als saftig kann erproben,
seh ich mit Lust, wie in den zarten Moosen
Die Bienen mit den Honigblumen kosen,
So fein, als wie von Künstlerhand gewoben.

Und sitz’ ich in den grünen Rebenlauben,
Darin sich farbenreiche Lichter malen,
Umschwellen mich die lockend süßen Trauben.

Wenn dann der Abend flüstert in den Zweigen,
Die Sonne blitzt in ihren letzten Strahlen,
Will sinnend ich in süßer Ruhe schweigen.
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#3
III.

Mein Häuschen soll zwar still verborgen liegen,
Doch hat es Raum für einen Zweiten, Dritten,
Der immer sei bei mir noch wohlgelitten,
Will er sich nicht auf weichen Polstern wiegen.

Manch muntrer Scherz soll dann vom Mund uns fliegen,
Und ist ein offnes Wörtchen uns entglitten,
Kein Mäuschen lauscht in unser trauden Mitten;
So still ist Alles, so geheim verschwiegen.

In erster Frühe, wenn noch Sternlein blinken,
Gehn wir hinaus zu frisch bethauten Hainen,
Den Morgenhauch mit stiller Lust zu trinken.

Und wird die Nacht zu sanftem Schlaf uns laden,
Dann wandeln wir bei hellem Mondesscheinen
In süßen Träumen wie auf Zauberpfaden.
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#4
IV.

Wenn brennt der Sommer wie in Glutheshitzen,
Dann wollen wir im Wald den Sängern lauschen,
Wie sie in süßen Liedern sich berauschen,
Derweil die Sonne lacht durch Zweigesritzen.

Und wenn daheim wir wieder traulich sitzen,
Gedanken um Gedanken auszutauschen,
Soll uns das Herz in hellen Klängen rauschen,
Und manches Verschen von dem Mund uns blitzen.

So machen wir das Häuschen zum Parnasse,
Und laden uns die Musen ein zu Tische,
Und pflegen sie mit Wein und edler Würze.

Und sind wir fröhlich bei dem goldnen Nasse,
Dann dichten wir in neuer Geistesfrische
Zwölf Dutzend Ritornelle noch in Kürze.
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