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München
#1
I.

Wär’ mir schon lieb mein liebes Münschen nicht,
So wäre mirs, wenn darf hinein ich blicken,
Wo auf der Berge stolzgehobnem Rücken
Der Himmel röthet sich im Abendlicht.

Wie Rosen schimmern, die der Juni flicht,
Den ersten Sommer lieblich uns zu schmücken,
So leuchten uns zu wonnigem Entzücken
Der Alpen Ketten in das Angesicht.

Dir, Königsstadt, mit deinem Bergeskranze,
Umschleiert rings von sonnenduftgem Glanze,
Will ich zum Lob ein paar Sonettchen singen.

Nur schüchtern darf ich sie zur Gabe bringen,
Ein leiser Laut, wo in den hellsten Tönen
Der Meister Lieder deine Stirne krönen.
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#2
II.

Solang noch steht die hohe Alpenwelt,
Solange sollen flinke Gemsen springen
weg über Felsen, über schroffe Klingen,
Ob manche auch dem Rohr des Jägers fällt.

Wo sie noch ragt, die riesge Alpenwelt,
Da sollen Adler mit den kühnen Schwingen
Empor zum Saum der lichten Wolken dringen,
Und wiegen sich im blauen Himmelszelt.

Dieweil noch sprießt die blumge Alpenwelt,
Soll Edelweiß auf ihren Gipfeln blühen,
Manch zartes Röslein dornenlos erglühen.

Und weil noch deine schlanken Thürme ragen,
Sei, München, dir bis zu den letzten Tagen
Der Schmuck der stolzen Alpen zugesellt.
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#3
III.

Die Kunst, die wählte dich zur Lieblingsstätte,
Willst du seitlang in deinem Schooße hegen,
Mit zarter Sorge hüten sie und pflegen,
Sie fesseln dir als wie mit goldner Kette.

Dem Maler beutst du freundlich die Palette,
Den Schmelz der bunten Farben drauf zu legen,
Drum will er dir die schönsten Bilder prägen,
Jetzt grandiose, und dann lieblich nette.

Den Meisel reichst du, aus den kalten Steinen
Lebendge Formen sinnig zu gestalten
In edlem Style, dem antiken, reinen.

Und wo harmonisch süße Töne beben,
Die edle Musica darf klangreich walten,
Da willst du ihr die goldnen Saiten weben.
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#4
IV.

Man preist so gern den schlösserreichen Rhein,
Wo doppelt lieblich sich die Morgen hellen,
Die edlen Reben an der Sonne schwellen
Zum altberühmten, goldeshellen Wein.

Auch lobt man sich den dörferreichen Main,
Der wälzt bedächtig seine vollen Wellen
dem Rheine zu, derweil in eilig schnellen
Sturzwellen manches Flüßchen springt hinein.

Was ich mir rühme, soll die Isar sein,
Weil sie entquillt den hohen Alpenschooßen,
Und stürzt sich schäumend über Felsgestein.

Auch faßt sie stolz des Landes Hauptstadt ein,
Wo glänzt der Thron, die Künste scherzend kosen,
Die Wissenschaft wirft ihren goldnen Schein.
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#5
V.

Wie ists so schön, wenn schlanke Bäume strecken
Die Wipfel in die ätherblauen Höhen,
Wenn leise Winde durch die Zweige wehen,
Die mit dem Schatten uns die Häupter decken!

Wie hübsch ists, wenn die Silberbächlein lecken
Die Blumen, die an grünen Ufern stehen,
wenn Fischlein durch die leichten Wellen gehen,
Und scherzend sich in muntern Spielen necken!

Wie traut ists, wenn ein odemloses Schweigen
Erquickt das Herz in seinem tiefsten Grunde,
Das sinnend will sich in Gedanken neigen!

Wo ist es so? Ihr werdet wohl ihn kennen,
Den Garten, die ihr wollt mit lautem Munde,
Den Nymphenburger, mir langweilig nennen.
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