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Hingabe
#1
I.

Ich selbst will nichts; was du willst, ist mein Wille,
So werd’ durch dich in mir ich selber stille,
Und während Andre plagt des Willens Pein,
Kann willenlos in dir ich fröhlich sein.

Drum wolle nur, was immer magst du wollen,
Laust will ich dir und stille Beifall zollen,
Und weil dein Sinn das Rechte stets erstrebt,
Hab’ ich mich ganz in dich hineingelebt.

Wie nun du magst mich immer noch regieren,
Nie werd’ ich mich vom rechten Weg verlieren,
Geleitet von dir wie am Gängelband.

So reich mir denn zur Führung deine Hand,
Ich will darein zu immer neuem Segen
Vertrauensvoll dir gern die meine legen.
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#2
II.

Wenn sprichst du gern, so sprech’ ich gern mit dir,
Und wenn du schweigst, will still mit dir ich schweigen;
Wenn deine Augen richten sich nach mir,
Will ich nach ihnen auch die meinen neigen;

Wenn singst du gern, so will mit Lust ich dich
Mit meiner Laute stundenlang begleiten;
ergötzt ein Buch vielleicht dich wonniglich,
So lies mirs vor, dann lausch’ ich dir zur Seiten;

Liebst du, wenn hell der goldne Sommer lacht,
Ein wenig in das Weite auszuwandern,
So will ich zum Geleit bei Tag und Nacht
Nachfolgen dir von einem Ort zum andern.

Und wirst einmal in bitterm Leid du weinen,
Soll düster dann auch mir der Himmel scheinen.
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#3
III.

Wie viel doch können deine Auge sprechen,
So viel, was willst du sinnen, hoffen, meinen,
Denn wie im spiegel, in dem silberreinen,
Will deiner Seele Licht darin sich brechen!

Jetzt ists, als wollten sie gleich Pfeilen stechen,
Gleich rasch entflammten Blitzesfunken scheinen,
Und wieder ists, daß sie in bitterm Weinen
Ausgießen Thränen, wie aus offnen Bächen.

Und ob sie winken nur wie still verschwiegen,
Schon wäre, was sie wollen, zu verstehen,
Als wenn dein Herz in ihrem Ring sie trügen.

Du brauchst nur deines Auges, mich zu lenken;
Darf ich nach deinen Blicken lauschend sehen,
Schon weiß ich, was du willst im Stillen denken.
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#4
IV.

Wär ich der silberhelle mondenschein,
Ich guckte still ins Stübchen dir hinein,
Wo du, nicht ein Minütchen zu verlieren,
Bis Mitternacht willst eifrig meditieren

Wenn wär ich ein demantner Edelstein,
Ich schlänge mich dir um das Fingerlein,
Ja, um dirs hell mit lichtem Blau zu zieren,
Schmückt’ ich es dir mit funklelnden Saphiren.

Und wenn ich wär ein zartgefügter Schrein,
So wüßtest du mir drin verwahret sein,
Hoch, wie an Gold, an dir mich zu erletzen.

Wär ich dann gar der rebenreiche Rhein,
Ich böte dir von meinem besten Wein,
Die Lippen dir mit goldnem Naß zu netzen.
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#5
V.

Wenn ich ein Blümlein auf den Auen wär,
Ich wollte gerne duftend für dich blühen,
Und wenn ich eine goldne Flamme wär,
Ich wollte brennend immer für dich glühen.

Wenn ich ein Quellchen an dem Raine wär,
Ich wollte lustig dir entgegen springen,
Und wenn ein Vöglein auf dem Zweig ich wär,
Ich wollte dir die schönsten Lieder singen.

Wenn ich ein kühner, stolzer Adler wär,
Ich wollt’ für dich mich heben zu den Lüften,
Und wenn ein Rehlein flink und leicht ich wär,
Ich spräng’ vor Lust für dich auf Au und Triften.

Kurz, was ich immer wär in meinem Leben,
Ich wollt’ mich gerne dir zu eigen geben.
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#6
VI.

Du bist und bleibst mir immer lieb und werth;
Bist du mir nah, scheid’ ich von dir mit Schmerzen,
Trittst du mir fern, bleibst nah du meinem Herzen;
Mein sinn ist immer nach dir hingekehrt.

Du bist und bleibst mir immer lieb und werth;
Ob klagst du mir, ob willst mit mir du scherzen,
Ob schelten mich, ob mich liebkosend herzen,
Was du nur willst, es sei dir unverwehrt.

Du bist und bleibst mir immer lieb und werth;
Ob wandeln sich die wechselvollen Stunden,
In gleicher Liebe bin ich dir verbunden.

Und wenn wir einst uns sterbend trennen müssen,
So darf ich doch zu meinem Troste wissen,
Das Band, das uns verknüpft, bleibt unversehrt.
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#7
VII.

Ich liebe dich, weil du mirs angethan;
Und wollt’ darob die ganze Welt mich hassen,
Ich könnt’ von dir doch nimmer, nimmer lassen;
Ich kette mich dir unauflöslich an.

Ich liebe dich, weil du mirs angethan;
Wenn sollt’ ich dich in Gold und Silber fassen,
Mein letztes Sümmchen würd’ ich gern verprassen,
Ich setzte meine ganze Habe dran.

Ich liebe dich, weil du mirs angethan;
Sollt’ ich mit dir durch Sturm und Wetter gehen,
Durch herbes Leid, ich folgte deiner Bahn.

Ich liebe dich, weil du mirs angethan;
In dir könnt’ ich noch Treu und Glauben sehen,
Wenn Alles sonst mir schiene Trug und Wahn.
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