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Brunnhofer, Hermann: Weltkriegssonette 1916
#1
Brunnhofer, Hermann
1841-1916


Weltkriegssonette 1916


Auf England


Der Handelsneid scheelsücht'ger Insulanen
Trieb in den Weltkrieg, Deutschland zu verderben
Und - oh der Schmach für ew'gen Ruhmes erben! -
Scharwenzete bei Russen und Romanen.

Doch heftet sich kein Sieg an ihre Fahnen,
Denn Englands Glückspokal zersprang zu Scherben.
Wie graunvoll brit'scher Söldner Massensterben,
So ruhmvoll sind die Siege der Osmanen

Trotz allen Prahleirei'n muß jetzt der Franze,
Der Brite, Russe, Wäösche anerkennen,
Wen in dem fürchterlichen waffentanze,

In dem sie sämtlich ins Verderben rennen,
Das Siegerrecht gebührt zum Lorbeerkranze
Und wem zu flaggen ziemt und wem, zu flennen.
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#2
Auf Rußland


O Land der maßlos ausgedehnten Heiden,
Der Urmoräste, Wolfs- und Bärenhetzen,
Schatzkammer du von ries'gen Bodenschätzen,
Von Weizenfluren, Roß- und Rinderweiden!

Museum auch von niegehaltnen Eiden,
Von vor dem Gold sich beugenden Gesetzen!
Du Rumpelkammer von Verordnungsfetzen,
Darin sich Lug und Trug den Vorrang neiden! -

Wann endlich kommt der Meister mit dem Besen,
Der Meister, der, mit Tatkraft ausgestattet,
Dem Volksbetrügertum befiehlt: gewesen!

Er, der die Nacht, die Rußland überschattet,
Daß nur ein Bruchteil schreiben lernt und lesen,
In lichten Tag zu wandeln nicht ermattet?
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#3
Auf die jetzigen Franzosen


Sie wollen stets die erste Geige spielen
Und preisen keck sich als das Volk des Schönen;
Sie täten gern die ganze Welt versöhnen,
wär sie nur dienstbar ihren Vorrangzielen.

Kracht's aber wo in ihres Dünkels Dielen,
Dann sind sie gleich bereit, das zu verpönen,
was jüngst sie noch gelobt, ja zu verhöhnen,
was sie gerühmt mit tausend Federkielen.

Da heißen dann die Deutschen die Barbaren,
Sie selber sind Europas Kirchenlichter,
Die Retter der Kultur, das Volk des Zaren.

Kant wird zum jämmerlichen Splitterrichter,
Den Schiller haben sie zu ganzen Scharen
Und Goethe selbst gilt als geringer Dichter.
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#4
Auf Italien


Wo Goldorangen neben finstern Brauen
Dem Fremden rätselvoll ins Auge stechen,
Wo alles Feste schwankt ohn' Unterbrechen,
Da wohnt das Zaubervolk der Ueberschlauen.

Zum Trotz von Deutschlands goldenem Vertrauen:
Sein Bundesbruder kenne keine Schwächen
Und werde niemals seine Treue brechen,
Glitt Machiavelli's Volk in Englands Klauen.

Als dann vollends die Silberkugeln rollten
Und gar der Hahn begann vom Ruhm zu krähen -
Was Wunder, wenn sich Treu und Glauben trollten

Und es den Wichten mit dem gift'gen Schmähen
Auf die, die noch die Ehre retten wollten,
Gelang, dem Volk die Köpfe zu verdrehen?
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#5
Auf die Türkei


Wie wunderbar verändern sich die Zeiten!
Wie rätselhaft bricht sich der Fortschritt Bahn!
Vom Nordkap bis zum Ind'schen Ozean
Hört man jetzt Deutschlands Pioniere schreiten.

So Zeit als Raum verlieren ihre Weiten:
Kaum ritten Timurs Horden wild heran
Sieht man den Sultan mit dem Kaiser nah'n,
Um in Gemeinschaft für das Licht zu streiten.

Magyaren und Bulgaren und Osmanen,
Vor tausend Jahren noch Ein Stamm, vereint
Dasselbe Kampfziel jetzt mit den Germanen,

Der Kampf wider den Geist, der stets verneint,
Den Moskowitergeist, auf dessen Fahnen
Die Inschrift prangt: "Heil Allem, was versteint!"
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#6
Deutschlands Wahlspruch
Nach des Reichskanzlers Reichtagsrede


Wir kämpfen gegen Englands Schiffahrtsschranken
Für freien, ungehemmten Weltverkehr,
Wir kämpfen für das off'ne, freie Meer
Und wär' es auf der letzten aller Planken.

Als Spanien sank, als Holland, Frankreich sanken,
Da sanken sie vor Englands stärkrer Wehr,
Jetzt bangt es diesem selben England schwer
Vor Deutschlands überlegnem Weltgedanken.

Nicht Weltherrschaft ist Deutschlands Friedensziel,
Denn Weltherrschaft ist Ländergier, ist Tücke,
Ist Vergewaltigung und gleicht dem Spiel,

Das eine Spinne treibt mit einer mücke;
Doch Deutschlands Heroldsruf nach freiem Kiel
Will, daß der Wohlstand alle Völker schmücke.
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#7
Auf den zukünftigen Frieden


O Himmelskind, o goldner Völkerfrieden,
wann läßt du wieder deine Fahne wallen?
Wann werden deine Glocken wieder schallen?
Wann wird es aus sein mit den Ränkeschmieden?

Die Völker, die seit Urzeit sich gemieden,
Sieht man jetzt wütend aufeinanderprallen,
Nur darin einig, Deutschland abzuknallen,
Obwohl von Haut in weiß, Schwarz, Gelb geschieden.

Wie edel wär' es doch und herzerfreuend,
Wenn ihnen die Jahrhunderte verflößen,
Indem sie, fruchtbar ihren Stamm erneuend,

Sich arbeitsfreudig durch die Welt ergößen,
Wo sie, die Zwietracht tief im Herzen scheuend,
Die Früchte ihrer Schaffenskraft genößen.
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