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Ella Wheeler Wilcox: Abelard and Heloise 05
#4
Hallo Sneaky,

Dein Vorschlag für das zweite Quartett gefällt mir, nur würde ich "wie" statt "als" schreiben. "Als" würde zwar zeitlich passen in dies Mittelalterthema, aber gilt heute bei Vergleichen als falsch. Hier könnte man wohl beides rechtfertigen...

Was die communon in Zeile 11 betrifft, so ist das ein berechtigter Einwand. Daß sie ihren Wunsch nicht mit einem offenen Vorwurf versieht, sondern ihn quasi bwei seiner Ehre nimmt, entspricht durchaus ihrer Geisteshaltung. Aus dem Sonett selbst mag ich das kaum entscheiden, welche Lesart da richtig ist.
Also habe ich mir die Briefe selbst einmal angesehen.

Ich habe hier die Übersetzung von Baumgärtner aus dem Lateinischen.

Der erste Brief ging von Abelard an einen Freund, wo er die ganze Liees- und Leidensgeschichte aus seiner Sicht schildert. Diesen sehr ausführlichen Brief hat EWW komplett unterschlagen. Der erste Brief von Heloise ist eine Antwort auf diesen Brief, der ihr durch "Zufall" in die Hände geriet.
Heloise beklagt sich daß sich Abelard so intensiv um die Leiden seines Freundes kümmert und alle Welt zu Bekehren versucht, ihr und ihrem Orden aber zu wenig Zeit und geiostlichen Beistand widmet. Heloise wird von ihrer ganz persönlichen Sehnsucht getrieben, argumentiert aber durchaus immer wieder mit den Interessen des Ordens. Wobei man wissen muß, daß dieses Frauenkloster von Abelard selbst gegründet wurde! Sie klagt seinen Beistand für das Kloster also durchaus zu Recht ein. Sie beschreibt die anderen Nonnen als wahre Christinnen, tugendsam und demütig. Ihr persönliches Leid mag sie also nicht der Gemeinschaft anlasten, sondern rührt nur aus ihrer persönlichen Verbindung. Beide Deutungen sind denkbar. Idealerweise müßte man es auch im Deutschen offen halten. Wo dies nicht gelingt, stellt sich die Frage ob wir als Übersetzer mehr den Briefen selbst verpflichtet sind, oder mehr der Bearbeitung von Wilcox. So wie sie den Freund aus dem ersten Brief unterschlagen hat, so hat sie sich auch im weiteren Verlauf auf den zentralen Faden ihrer Liebesgeschichte konzentriert.

Ich habe die Stelle nochmal etwas umformuliert, bin allerdings zunächst bei meiner Deutung geblieben.

LG ZaunköniG





Wenn Leib und Seele in der Leidenschaft
vereint gewesen sind, die uns nicht blieb,
in jenen Stunden, heiß und schicksalhaft,
als ich dich nicht ganz tugendsam geliebt,

galt mir der körperliche Mann doch nimmer
so viel wie mir sein Herzensadel war.
Nun lieb ich dich, und liebe dich für immer,
stellt Erdenglück auch keinen Wert mehr dar.

Bin ich auch Nonne aus Vernunft geworden,
so lehre nun auch Demut meinem Herz.
Es lauert kein Verrat in unsrem Orden;
Ich leid um dich, drum linder meinen Schmerz.

Auf dein Geheiß ging ich an diesen Ort;
Nun stütze mich hier dein gesprochnes Wort.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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RE: E. W. Wilcox: The Love-Letters of Abelard and Heloise 05 - von ZaunköniG - 21.12.2008, 11:13

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