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Liebe
#1
Ernst Freiherr von Feuchtersleben
1806 - 1849


Liebe


Sonette müssen, seit Petrarka sang,
Vom holden Mithrasdienst die Liebe klingen;
Und könnte Jeder wie Petrarka singen,
Nie endete der wonnevollste Klang.

Allein, wie manches Herz, im schönen Drang,
Regt, ach! vergebens allzuzarte Schwingen;
Darf auch das Wort in jene Räume dringen,
In die ein liebendes Gemüth sich schwang?

So weih’ ich denn, statt vieler, dies Gedicht
Mit frommer Scheu den Liebenden im Stillen,
Daß sich die laute Welt an sie erinn’re;

Und doch, ich irre! Sie bedürfen’s nicht,
Und ich vermag’s nicht bei dem reinsten Willen,
Denn nie zum Äußern wird das wahrhaft Inn’re.




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Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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#2
2.


Mich hat ein schredenvoller Traum gepeinigt:
Ich sah dich zwischen eines Sarges Wänden,
Mit kreuzweis auf die Bruft gelegten Händen,
Den schönen Leib, zu früh! dem Staub vereinigt.

Doch dieß Gesiht hat mein Erblühn beschleunigt!-
Was keine Macht der Welt vermag zu wenden,
Ward mir zum Bild, mein Inn'res zu vollenden!
Ich fühle mich erfchüttert und gereinigt.

Im Sturm der Nächte, in des Mittags Scheine, —
Hab’ ich's vor mir, das Trauerbild im Schreine, —
Es hat mich eingeweiht zum Sohn der Schmerzen.

Mich dünkt, als ob mich nichts mehr rühren würde,
Denn jenen fürchterlichen Traum im Herzen,
Trag’ ich, wie leicht! des Lebens schwerste Bürde.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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