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DEM ANDENKEN DES BILDHAUERS WEIZENBERG (2)
#1
DEM ANDENKEN DES BILDHAUERS WEIZENBERG

I


Ein Bauernbursch: du kamst auf nackten Sohlen
von Estland, Rom dein Ziel, das du erreichtest,
begeistrungstrunken. Bis du dann erbleichtest
an Lipp’ und Scheitel und an kalten Kohlen

dir deine starren Hände nicht erweichtest.
Dein Glaube hat, Begeistrung, dich bestohlen
um Heimat, Ehe, Kinder. Unverhohlen:
vernichtend ist, was du der Jugend beichtest.

Du hattest Grund, an eine Kraft zu glauben,
die so ins reinste Opfer dich gerissen,
und an die Weihe in den sieben Hügeln.

Sie aber taten nichts, als dich berauben.
Dies nackte Elend hat dein Herz zerrissen,
du bist verblutet mit gebrochnen Flügeln.


2

Noch seh’ ich dich inmitten deiner Götter,
die niemand ehrte, du enttäuschter Schöpfer.
Du riefst: Oh, wär’ ich doch ein schlechter Töpfer
statt Göttervater und zugleich ihr Spötter!

Ein Schwert, so mach’ ich mich zum eignen Köpfer!
Ein Beil, so schmettr’ ich meine Marmorwerke
zu Staub! Zerstörend bleibt mir jene Stärke,
die schaffend mich betrog. Gebt her den Klöpfer,

mit dem ich nutzlos auf den Meißel pochte
jahrzehntelang, durch mühevolle Tage
und schlaflos lange, martervolle Nächte!

Und wer den Stein zu wecken nicht vermochte,
dem öffnet wohl, mit einem Meisterschlage,
die eigne Gruft die stets betrogne Rechte.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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