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Broch, Hermann: Sonett vom Altern
#1
Sonett vom Altern

Wald und Baum und Blatt und Rinde,
Teil von uns, der Bach, der Teich,
reich war die Welt, und wir so reich,
denn alles war Sprache, war Sprache dem Kinde,

war farbig, und trotzdem – wie seltsam – war bleich,
war schmerzhaft verwirrend, war seltsam geschwinde;
wir erfaßten den Reichtum und doch nur wie Blinde,
geöffnet dem Leben und verschlossen zugleich.

Krieg gibt es nun, ein lärmendes Morden,
indes, so sehr es draußen auch gellt,
in uns, da ist es stiller geworden,

und unsere Sprache ist nicht mehr die Welt:
Reichtum des Kindes, der ist uns verloren,
denn es ward uns das Ich statt dessen geboren.
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