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Friedrichs Totenlandschaft (2)
#1
Friedrichs Totenlandschaft

I.


Die Erde schweigt mit tiefem, tiefem Trauern,
Vom leisen Geisterhauch der Nacht umflüstert;
Horch, wie der Sturm in alten Eichen knistert
Und heulend braust durch die verfallnen Mauern

Auf Gräbern liegt, als wollt’ er ewig dauern,
Ein tiefer Schnee, der Erde still verschwistert,
Und finstrer Nebel, der die Nacht umdüstert
Umarmt die Welt mit kalten Todesschauern.

Es blickt der Silbermond in bleichem Zittern
Mit stiller Wehmut durch die öden Fenster; -
Auch seiner Strahlen sanftes Licht verglüht! –

Und leis’ und langsam zu des Kirchtors Gittern,
Still wie das Wandern nächtlicher Gespenster,
Ein Leichenzug mit Geisterschritten zieht.

 

II.

Und plötzlich hör’ ich süße Harmonien,
Wie Gottes Wort, in Töne ausgegossen.
Und Licht, als wie dem Cruzifix entsprossen,
Und meines sternes Schimmer seh’ ich glühen;

Da wird mir’s klar in jenen Melodien:
Der Quell der Gnade ist in Tod geflossen,
Und jene sind der Seligkeit Genossen,
Die durch das Grab zum ew’gen Lchte ziehen. –

So mögen wir das Werk des Künstlers schauen;
Ihn führte herrlich zu dem schönsten Ziele
Der holden Musen süße, heil’ge Gunst.

Hier darf ich kühn dem eignen Herzen trauen:
Nicht kalt bewundern soll ich, - nein, ich fühle,
Und im Gefühl vollendet sich die Kunst.


.
Der Anspruch ihn auszudrücken, schärft auch den Eindruck.
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